Leipziger der Woche
vom 07.09.98–13.09.98:

Bau + Farben Kontor Reudnitz –
Vom Pfarramt zum ökologischen Farbenhandel

 

Thomas Preußler

  • Geb.: 02.08.1955 in Freiberg

  • 1972–1975 Lehre als Maschinen- und Anlagenmonteur in Dresden

  • 1977–1983 Theologiestudium an der Uni Leipzig

  • 1985–1987 Vikariat

  • 1987–1991 Pfarrer der Parochien Wolkwitz und Kummerow in Mecklenburg-Vorpommern

  • 1991–1995 freiberufliche Tätigkeit als Restaurator und Bauhistoriker

  • seit 1996 Bau + Farbenkontor in Reudnitz

In einem alten Fabrikgebäude in der Feldstraße 18-20 befindet sich das Bau + Farben Kontor Reudnitz. Betritt man den großen hellen Raum in der obersten Etage fallen einem die Holzregale und vielen Grünpflanzen auf. Auch sonst erinnert wenig an einen herkömmlichen Baumarkt. Unter dem Motto „Bauen, Beleben, Bewahren“ soll den Kunden vor allem die Idee des gesunden und umweltverträglichen Bauens nahe gebracht werden.

Restaurierte Kirche Kumerow, Innenansicht

Das hat etwas mit der „Vorgeschichte“ des Inhabers zu tun. Thomas Preußler war bis 1991 Pfarrer in Kummerow, Mecklenburg-Vorpommern. In dieser Zeit hatte er mit dem schlechten Zustand vieler Kirchen zu kämpfen. Nicht ohne Stolz zeigt er Fotos von mit einfachen Mitteln und viel Engagement wiederhergestellten Gebäuden. Wegen des Mangels an Baustoffen griff man auf traditionelle Bauweisen zurück. Manche Kirche ist so mit selbst hergestellten Farben auf der Grundlage von Milcheiweiß gestrichen. Manchmal, so erzählt er, haben wir im Konsum Magerquark für unsere Anstriche gekauft. Die Rekonstruktion war nur möglich wenn alte Bauteile aufgearbeitet und wiederverwendet wurden. Ganze Dächer sind mit alten Biberschwanz-Dachziegeln neu eingedeckt worden. Das alles zu einer Zeit, in der das Schlagwort vom Ökologischen Bauen auch in den alten Bundesländern noch unbekannt war. Wir haben die Ökologie nicht entdeckt, sagt Thomas Preußler, wir haben sie fortgesetzt. Im Grund war die Mangelsituation in der DDR daran schuld.

Die Begeisterung für das Bauen hat Thomas Preußler nicht mehr losgelassen. Er gab sein Pfarramt auf und wechselte zum Denkmalschutz. Mit den gesammelten Erfahrungen eröffnete er dann vor eineinhalb Jahren das Bau + Farben Kontor in Reudnitz. Hier kann man von Naturfarben, Bodenbelägen, Baustoffen und Bauelementen bis zum Zubehör alles rund ums Bauen und Renovieren erwerben. Zusätzlich werden Artikeln aus unbehandelter Wolle angeboten.

Die Besonderheit des Geschäftes beruht auf drei Grundgedanken, die konsequent umgesetzt werden. Es werden nur Farben und Baustoffe verkauft, bei denen alle Inhaltsstoffe bekannt sind, obwohl es kein Gesetz gibt, welches eine sogenannte Volldeklaration vorschreibt. Auf die Frage, woher er denn weiß, was seine Produkte enthalten, erklärt der Inhaber, daß für alles ein baubiologisches Gutachten von unabhängigen Instituten angefordert wird. Der zweite Grundgedanke betrifft die allseitige Beratung. Vorteile und Nachteile von herkömmlichen und ökologischen Baustoffen werden erläutert. Am Ende entscheidet der Kunde darüber was er verwendet. Ein weiteres Prinzip ist eine ganzheitliche baubiologische Sicht. Das heißt es werden nicht nur Inhaltsstoffe, sondern auch die Auswirkungen auf das Raumklima, Wärme, Feuchtigkeit oder Energieverbrauch betrachtet. Ebenso wichtig sind Ästhetik und das sich die Kunden wohlfühlen, in ihren neugestalteten vier Wänden. Thomas Preußler meint, daß die Anstriche vieler herkömmlicher Farben luftundurchlässig sind. Zusammen mit neuen Fenstern und einer Wärmedämmung erhält man so eine luftdichte Kammer. Ohne regelmäßige Lüftung sammelt sich Feuchtigkeit, die schnell zu Schimmelbildung führt.

Restaurierte Kirche Kumerow, Außenansicht

Auf die hohen Preise ökologischer Produkte angesprochen, widerspricht Thomas Preußler. Natürlich ist ein Eimer Farbe im Sonderangebot eines Baumarktes erst mal billiger. Aber jeder hat sicher schon die Erfahrung gemacht, daß man dann zwei oder drei Anstriche braucht bis die Farbe deckt. Hinzu kommen noch Abtönpasten und die Tatsache, daß die Farben schnell verblassen. Am Ende sind die Kosten fast so hoch wie für den Kauf eines besseren Anstriches. Insgesamt kann man eine Bewußtseinsänderung hin zu gesundem und umweltverträglichen Bauen feststellen. Auf Dauer werden deshalb die Preise noch sinken.

Uwe Korn, edition k

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